Sonntag, 26. August 2018

Rezension - Wenn alle Katzen von der Welt verschwänden

[Rezensionsexemplar]


"Um etwas zu bekommen, muss man auf etwas anderes verzichten."




Titel: Wenn alle Katzen von der Welt verschwänden
Originaltitel: Sekai kara neko ga kieta nara 
Autor: Genki Kawamura
Verlag: C. Bertelsmann
Preis: 18€
Seiten: 192
Einzelband






Inhalt:

Kurz vor dem eigenen Ende taucht plötzlich der Teufel auf, der genau so aussieht wie man selbst. Allerdings mit Hawaii-Hemd, Shorts und Sonnenbrille. Um länger leben zu können, bietet dieser einem jungen Briefträger mit Hirntumor einen Handel an. Für jeden Tag den er länger leben kann, muss etwas auf der Welt verschwinden. Und nur der Teufel darf entscheiden was.
Der Briefträger lässt sich auf den Handel ein und verlängert sein Leben um einige Tage. Bis schließlich die Katzen von der Welt verschwinden sollen und er eine Entscheidung treffen muss.

Genki Kawamura, welcher unter anderem auch der Produzent von "Your Name" ist, hat mit "Wenn alle Katzen von der Welt verschwänden" sein Debüt geschrieben und spricht damit ein ernstes Thema an: Was ist wirklich wichtig im Leben? Und auf was könnten wir alles verzichten?
Mit 192 Seiten handelt es sich um einen sehr schmalen Roman, der aber nichtsdestotrotz tief in mein Inneres blicken konnte.


Schreibstil (und ein paar weitere Gedanken zum Inhalt, die ich mir einfach nicht verkneifen konnte):

Der anfänglich humorvolle Schreibstil, der auch den ein oder anderen Schmunzler hervorgerufen hat, leitet in ein ernstes Thema ein: dem Tod und die kleinen oder auch großen Dinge im Leben.
Als der junge Briefträger des Romans einen Pakt mit dem Teufel schließt, lernt er erst zu schätzen, was uns allen oftmals als selbstverständlich erscheint und der ein oder andere Leser könnte sich daran wohl mal ein Beispiel nehmen. 
Denn manchmal sind auch die kleinen Dinge im Leben wertvoll, sei es auch nur Schokolade oder ein Film den man im Kino sieht.
Und Dinge die wir inzwischen als unentbehrlich betrachten, könnten auch ruhig mal für 24h verschwinden - wie zum Beispiel Telefone. Auch wenn das zunächst vermutlich Chaos verursachen würde. 😉 
Aber das ist noch nicht alles, denn der Protagonist lernt nicht nur die Dinge zu schätzen, sondern blickt auch auf sein Leben zurück und somit auch auf das, was er vielleicht hätte besser machen können. Immer begleitet von seinem treuen Kater 'Weißkohl' trifft er sich mit alten Freunden, denkt an seine verstorbene Mutter zurück und muss sich letztendlich auch mit der Beziehung zu seinem Vater auseinandersetzen.
Die Tatsache, dass sein treuer Begleiter Weißkohl in jeder wichtigen Lebenssituation dabei war, macht ihm letztendlich wohl auch die Entscheidung so schwierig - die Katzen verschwinden lassen oder das eigene Leben um einen Tag verlängern?
Zurück zum eigentlichen Thema.
Der Schreibstil enthält die ein oder anderen humorvollen Elemente, ist aber sehr stark mit den Ereignissen verknüpft. Denn zum Ende hin wird es immer trauriger, ernster, melancholischer und man verdrückt ein paar Tränen. Und damit wird auch der Schreibstil angepasst. Wirklich klasse!


Charaktere:

Mein Favorit ist definitiv Weißkohl.
Als Katzenmami könnte das auch gar nicht anders sein. Als er dann auch noch anfing zu sprechen ging mir richtig das Herz auf. Und wie süß das war! Wer hätte schon nicht gern eine Katze, die das eigene Herrchen Statthalter nennt und sehr altmodisch spricht?
Aber darum geht es eigentlich gar nicht. Weißkohl verleiht allein mit seiner Anwesenheit der ganzen Geschichte eine tiefsinnigere Bedeutung und beweist mir noch einmal das, was ich täglich erlebe - Katzen (oder auch andere Tiere) sind die treuesten Wesen dieser Welt. Sie können vielleicht nicht wirklich sprechen, aber das ist auch gar nicht da. Sie spenden Trost mit ihrer Anwesenheit, bringen uns zum Lachen wenn sie mal wieder etwas umschmeißen, obwohl man eigentlich sauer sein sollte & machen uns ein schlechtes Gewissen wenn wir mal nicht Zuhause sind.
- Ein Gruß geht raus an meine Katze Cleo, ich liebe dich! 💜



Der Teufel ist wohl die witzigste Person der Geschichte.
Seine Erscheinung kann wohl von jeden unterschiedlich interpretiert werden (und am Ende des Buches wird das ja auch ein wenig aufgeklärt, aber dafür müsst ihr es selbst lesen).
Aber mit seinem Stil, also dem Hawaii-Hemd das er täglich wechselt, den Shorts und der Sonnenbrille, hat er meine Neugier definitiv geweckt. Und mit seiner lustigen und unbeschwerten Art, finde ich ihn fast schon sympathisch. Wer hätte gedacht, dass ich den Teufel einmal sympathisch finden würde? 😁
Er ist keinesfalls böse, auch wenn seine Entscheidungen manchmal gemein wirken, sondern trifft auf gut deutsch gesagt einfach den Nagel auf den Kopf.

Zum am Hirntumor erkrankten Hauptprotagonisten der Geschichte muss ich eigentlich nicht mehr viel sagen. Er ist ein Mensch wie wir alle. Geht einem Beruf nach, hat Tief- als auch Höhepunkte im Leben, Freunde, Ex-Freundinnen und eine nicht ganz so perfekte Familie. Und was wir Menschen oft nicht wahrhaben wollen - auch er hat Fehler gemacht die er am Ende seines Lebens bereut. Aber, und das ist das Entscheidende, er macht mit der Zeit die ihm noch bleibt das Beste draus.


Cover:

Es ist wunderschön!
Und passt einfach perfekt zum Buch.
Die Kirschblüten stellen eine Verbindung zum japanischen Autor her & die Farben sind perfekt aufeinander abgestimmt. Auch die verschliffen aussehende Struktur passt super zum großen Ganzen. Ich denke man hätte es nicht besser treffen können.
... Na gut, vielleicht wäre eine Katze irgendwo in der Ecke ganz cool gewesen. 😂


Fazit:

Ein ergreifendes Buch, das die Welt und die von Menschen erfundenen Dinge in Frage stellt und damit ein wichtiges Thema behandelt, über das wir alle öfters mal nachdenken sollten. Denn das was wir haben ist keinesfalls selbstverständlich. Damit sind nicht nur die "Dinge" gemeint, sondern auch die Familie. Denn wie im Buch bereits erklärt: Eine Familie ist nicht da, sie bildet sich erst.
Ich würde fast behaupten, dass das ein Buch ist, das sich als Schullektüre eignen sollte.
Und eine Frage ist in mir hängen geblieben.

"Warum erwarten wir immer von anderen, was wir selbst nicht können?"

Einen Minuspunkt gibt es leider dennoch. Das Ende war sehr abrupt und scheint mir der restlichen Geschichte nicht ganz angemessen. Wenigstens dieses letzte Ereignis hätte man noch schreiben können...
Deshalb leider nur 4/5 ⭐, obwohl ich gerne mehr gegeben hätte.

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